Der Namenstag hat eine lange Tradition und geht zurück bis ins hohe Mittelalter (zirka 1050 – 1200). Er fällt meistens auf den Todestag eines Heiligen und bildet somit einen liturgischen Gedenktag an diese Person. Der Heilige, dessen Namen eine Person trägt, beschützt diese von Anbeginn an, weshalb man auch von einem „Schutzpatron“ spricht (er wird an anderer Stelle auch als „Namenspatron“ betitelt).  Mehr noch: Der Heilige soll für den nach ihm Benannten ein Vorbild sein. Auch herrscht der Glaube vor, dass es nach der Taufe zu einer „magischen“ Verbindung kommt zwischen dem Heiligen und dem Benannten, die Stärken und guten Eigenschaften somit vom Heiligen auf den Benannten übertragen werden. Oft ist ein jeweiliger Name auch Zeugnis einer jeweiligen Kulturgeschichte beziehungsweise Epoche.

Schon Theodor Storm hat sich mit dem „richtigen“ Namen beschäftigt…

Der Dichter Theodor Storm hat in seiner Novelle „Viola tricolor“ aus dem Jahre 1873 geschrieben: „(…) es ist nicht einerlei, mit welchem Namen die Kinder sich gerufen hören!“ Und für eine Taufe dichtete Storm etliche Jahre zuvor dies:

Bedenk es wohl, eh du sie taufst!

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Bedeutsam sind die Namen;

Und fasse mir dein liebes Bild

Nun in den rechten Rahmen.

Denn ob der Nam‘  den Menschen macht,

Ob sich der Mensch den Namen,

Das ist, weshalb mir oft, mein Freund,

Bescheid‘ ne Zweifel kamen;

Eins aber weiß ich ganz gewiß,

Bedeutsam sind die Namen!

In nicht wenigen katholischen und orthodoxen Gegenden ist der Namenstag im Storm’schen Sinne wichtiger als der Geburtstag und wird entsprechend groß gefeiert. Da die Anzahl der Heiligen weit aus größer ist als die 365 Tage eines Jahres, kommt es öfter zu Überschneidungen. Ein Beispiel: Alleine am 15. März eines jeden Jahres gibt es fünf Schutzpatrone: Diedo, Klemens, Luise, Pius und Zacharias.

Was tun, wenn man nicht weiß, welcher Heilige genau gemeint ist?

Schwierig wird es manchmal, wenn es mehrere Heilige mit demselben Namen gibt, und der Benannte nicht sicher sein kann, welcher Heilige sein konkreter Schutzpatron ist.  Oft entscheidet dann der Gedenktag des ranghöchsten Heiligen beziehungsweise jener Heilige, der in der jeweiligen Region die größte Bedeutung hat. Was aber sollte man bedenken, wenn man nach einem Namen sucht? Auf jeden Fall daran, dass, wie es Theodor Storm wohl gemeint hat in seinem vorgenannten Gedicht, die jeweilige Wahl etwas über die Herkunft und die Bedeutung des Benannten aussagen sollte. Es geht somit um mehr, als den nomen proprium, den Eigennamen also. Der gewählte Name soll dem Benannten eigen sein, für den Namensträger stehen, also ganz zu ihm gehören. Der Mensch wird durch den erwählten Namen zu einem Individuum, und er soll als solcher auch wahrgenommen werden. So, wie es, um bei den Dichtern zu bleiben,  Johann Wolfgang Goethe in „Dichtung und Wahrheit“ schrieb:

„(…) der Eigenname eines Menschen ist nicht etwa wie ein Mantel, der bloß um ihn her hängt und an dem man allenfalls noch zupfen und zerren kann, sondern ein vollkommen passendes Kleid, ja wie die Haut selbst ihm über und über angewachsen, an der man nicht schaben und schinden darf, ohne ihn selbst zu verletzen.“